Ich springe. Erst als ich mich löse, beginne ich zu verstehen, aus welcher Höhe ich falle, ich glaube zu fliegen, ich gleite mit der Hand in den Grund, der unter mir nachgibt und mich auffängt. Wir stehen auf menschengroßen Bausteinen wie in einer Landschaft aus Spielfiguren, die den hohen Raum ganz ausfüllen. Auf einer dieser Figuren steht er und sieht zu mir herab. Er ruft mir etwas zu, lädt mich ein, ihm zu folgen, er sagt es leichthin wie jemand, der mit der Hand über reife Ähren streicht. Für einen Moment trägt mich seine Stimme mit fort, doch seine Worte haben kein Gewicht. Das Band zwischen uns löst sich. Ich würde gern mit ihm gehen, aber ich kann nicht. Ich finde Worte für das, was mich hält, ich spreche sie aus, eines löst sich vom andern, in den offenen Raum hinein, wie etwas Verlorenes liegen sie mir zu Füßen. Ich gehe auf ihn zu, er sitzt auf einem Stuhl, mitten im Raum, er wird jeden Moment aufbrechen. Er verbirgt seinen Kopf in meinem Arm, ich streiche über seinen Rücken, ich fühle seinen Blick auf mir ruhen, lasse meine Hände von seinen Schultern herabgleiten, halte ihn fest. Wir sind Fremde füreinander, fügen uns wie zwei feste Formen weich aneinander. Wir können andere Gestalt annehmen, können alle Formen durchschreiten, auf diesem Grund, der uns füllt, diesem Grund aus Grau und Weiß.
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Text & Fotografie: übertage - texte aus dem off (Dezember 2022)
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