Heute Nacht der Traum, in dem schließlich alles in einer großen groben Handschrift auf einem weißen Blatt Papier geschrieben stand, alles, was sich ereignet hatte. Ich versuchte es zu verbergen, tat so als sei nichts, ließ das Blatt in einer raschen Bewegung hinter meinem Rücken verschwinden. Es lag vor mir, unsere Blicke fielen darauf, ich ließ einen kleinen weißen Zettel darüber gleiten, er sollte die Handschrift verbergen, einzelne Wörter unkenntlich machen. Ich selbst konnte das Geschriebene nicht entziffern, hätte mich tief darüber beugen, allem einen Zusammenhang geben müssen. Stunden zuvor war er zu mir hinaufgeklettert, hatte den engen Raum auf der Stiege mit mir geteilt. Ich hatte ihn nicht erwartet, durch lange sich windende Flure, durch niedrige, schmale Gänge war er gekommen, fensterlose Räume hatte er passiert, sie setzten sich fort, einer folgte auf den andern. Er war durch Räume mit nur einer Tür hindurchgegangen, wie ich es ihm später gleichtat. Für einen Moment hatten wir zusammen geruht, zwei Fremde, die denselben Koordinaten gefolgt waren, nur dass ich viel früher dort war als er, nur dass er für einen Moment zu mir in mein Leben auf der Stiege gekommen war. Noch jetzt, in der Erinnerung, erscheint mir sein Gesicht, wie es sich mir in diesem Moment zeigte, als eines, das sich unterscheidet von den vielen, die auf eine gewisse Art auch seines sind.
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Hier hört Ihr den Text gelesen von Tom Liwa, und zwar versteckt hinter
TOO MUCH COCA COLA: https://www.uebertage.info/spoken-word
Fotografie & Text: übertage - texte aus dem off, April 2021
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